Chapeschas?

Lehnwörter-Galerie: Rätoromanisch aus anderen Sprachen

Lehnwörter (Rätoromanisch: impraists/emprests) sind Wörter, die aus einer anderen Sprache übernommen werden. Lehnwörter können intergral (Form und Bedeutung) aufgenommen werden oder unterschiedlich "getarnt" sein. So gibt es Lehnwörter, die phonetisch assimiliert werden (z.B. Wein, aus lat. vinum) oder in Form von Lehnbildungen strukturell an ein fremdes Wort angepasst werden (z.B. Wolkenkratzer, aus engl. sky-scraper). Daneben gibt es auch Lehnwörter, die zusätzlich eine neue Bedeutung aus einer anderen Sprache bekommen (Lehnbedeutungen), z.B. Franz. 'mémoire', 'Gedächtnis' und 'Speicher', wobei die letztere Bedeutung aus dem Informatikwortschatz des Englischen ('memory') stammt.

Unterscheidungsmerkmale zwischen den rätoromanischen Idiomen

Die fünf rätoromanischen Idiome unterscheiden sich durch etliche orthografische, grammatische und lexikalische Eigenheiten. Die beiden ladinischen Sprachgruppen, das Vallader im Unterengadi/Münstertal und das Puter im Oberengadin bilden eine erste grössere regionalsprachliche Einheit, das Surselvische im Bündner Oberland und das Sutselvische am Schamserberg (Hinterrheintal) eine zweite. Das Surmeirische, das mittelbündnerische Idiom des Oberhalbsteins und Albulatals, bilden gewissermassen die sprachliche Brücke zwischen den ladinischen und den rheinischen Idiomen. Die nachfolgenden Beispiele stammen mehrheitlich aus dem Übungstext.

Surselvisch:
Orthographie: casa, paun, plaid, in, ussa, niev, vegn, onns, tudestg, aunc, leu, enzatgi, quei, fatg, adina
Grammatik: dat'ei, el, ins, sch'ins, surprius, fuss, vegnius, han ins, dau
Wortschatz: pischada, dapi, mira, mo, puspei, gie

Sutselvisch:
Orthographie: casa, pàn, pled, egn, ussa, nov, veintg, ons, tudestg, ànc, là, anzatgi, quei, fatg, adegna
Grammatik: datti, el, ign, sch'ign, surpiglieu, foss, vagni, han ins, do
Wortschatz: paintg, davent da, vurda, me, puspe, gea

Surmerisch:
Orthographie: tgesa, pang, pled, en, ossa, nov, vantg, onns, tudestg, anc, lò, ensatgi, chegl, fatg, adegna
Grammatik: dattigl, aint igl, ins, sch'ins, surpiglia, fiss, nia, ins ò, dò
Wortschatz: pantg, siva da, vurda, angal, puspe, ea

Puter:
Orthographie: chesa, paun, pled ,ün, uossa, nuov, vainch, ans, tuda-sch, auncha, lo, qualchün, que, fat, adüna
Grammatik: do que, i'l, as, scha's, surpiglio, füss, gnieu, as ho que, do
Wortschatz: painch, daspö, guarda, be, darcho, schi

Vallader:
Orthographie: chasa, pan, pled, ün, uossa, nouv, vainch, ons, tudai-sch, amo, là, inchün, quai, fat, adüna
Grammatik: daja, aint il, is, schi's, surtut, füss/fuoss, gnü, s'haja, dat
Wortschatz: painch, daspö, guarda, be, darcheu, schi

• Pledari grond

Moderatorin: Am besten verstehen wir es vielleicht anhand einiger Beispiele. Gibt es denn typische Beispiele für Lehnwörter unter den unterschiedlichen romanischen Idiomen?

Silvana Derungs: Einige, vielleicht auch eher neue Wörter. Im Surselvischen gibt es, sagen wir seit den letzten 20, 30 Jahren eines (ein Lehnwort), nämlich „la sfida“ – auf Deutsch „die Herausforderung“ – und „la sfida“ - wenn man das Wörterbuch Sursilvan-Deutsch um 1960 konsultiert - ist das Wort „sfida“ im Sinne von „nicht vertrauen“, von „jemandem misstrauen“ eingetragen. Und jetzt, im Wörterbuch der Ausgabe von 2001, ist es mit „die Herausforderung“ übersetzt und somit aus dem Vallader (Unterengadiner Idiom) übernommen.